kälteverlust


ein anhaltendes selbstgespräch

wieder auferstanden, weil endlich aufgestanden. mit einem kratzenden schnurrgeräusch, das nach fürsorge klingt, bahnt sich die zahnbürste ihren weg durchs gebiss.

 
im frühmorgigen nahverkehr zwischen Ost- und Westkreuz immer dieses anhaltend angespannte schweigen. manchen gesichtern fehlt die erinnerung an einen orgasmus.

 
in den zeitungen nur katastrophenberichte: eine berühmte X. hat sich von ihrem noch berühmteren Y. getrennt, während Mercedes Benz eine million c-klasse limousinen wegen eines konstruktionsfehlers zurückrufen muss...

 
mein küchenkampf dann am mittag mit George Tabori. er mit verkniffen spöttischen augen auf einem kalenderblatt. ich mit sodbrennen und einem trüben blick davor.
eine solche konfrontation ist auszuhalten.

 
etwa zweitausend gelesene wörter am tag, gesprochen aber nicht mehr als dreihundert. man verspricht sich nur noch die hälfte von allem sagbaren. weiss aber nicht, welche hälfte es sein könnte.
unzufrieden. unzufrieden.

 
es klappt nichts, es gelingt heute nichts.
wenn man immer alles könnte, dann könnte man auch als wrestling-star von seinem faustrecht gebrauch machen.

 
vielleicht kommt jemand wie ich erst mit ausgedachten, mit gänzlich unverständlichen geschichten zu einer authentischen lebensvita.

 
Jean Paul hirneingemeindet. auch seinen Titan endlich. und da fortwährend irgendwo etwas nachzuschlagen ist, stapeln sich inzwischen über dreitausend bücher in der wohnung.

 
mein anhaltendes brüten. aber über was eigentlich?
vielleicht wäre unter mehr spektakulären umständen etwas ganz anderes zu sinnieren...

 
je mehr megabyte, desto weniger kilobyte bleiben übrig.
ich bin ein chronischer chronist und muss mein gedächtnis manchmal defragmentieren.

 
die Spree ist teilweise zugefroren und der kleine sowie grosse Wannsee sind von einer dicken eisschicht bedeckt. ich habe es mit schlittschuhen bis zur fahrrinne der Havel erkundet. wen wundert es noch, wenn jetzt im norden von Berlin zu einem rennen mit schlittenhunden eingeladen wird. trainiert hat man im letzten herbst mit sibirischen Huskies auf rädern.

 
wann und in welchem ausmass wird sie kommen, die grosse klimakatastrophe? in jedem wetterbericht droht schon immer mehr möglichkeit als wirklichkeit und die meteorologen sind sich in puncto klimawandel einig: wer den eisigen winter übersteht, soll im sommer schwitzen, damit ihm aus ignoranz kein dickes fell wächst.

 
wie kann man den weltweiten ausstoss von kohlendioxyd trotz vermehrter kohlekraftwerke vermindern? man reduziert einfach kraft internationaler konventionen den tag auf maximale zwölf kilowatt-stunden.

 
das einzig sichere ist, dass nichts sicher ist. aber nicht einmal das ist sicher.
manche erkenntnisse sind so banal, dass man sie nicht wieder loswird.

 
"es schwächt mich etwas von oben. ich habe keinen halt mehr hinter den augen."
Dr. Rönne

 
entschluss: öffne den oberen hemdknopf. dann wird alles weitere folgen.