kälteverlust


ein anhaltendes selbstgespräch

wie langsam wolken vorüberziehen.
das regelmässige gähnen am frühen nachmittag. vielleicht weil man auf die 50 zugeht.

 
das einzelne sich selbst überlassene und von allen anderen verlassene ich stellt laut Sozialgesetzbuch, SGB II, auch eine bedarfs-gemeinschaft dar.

 
wer oder was wäre man, wenn man nicht das ist, was man ist? man wäre bestimmt alles das, was man sonst auch ist, selbst wenn man dies nicht versteht.

 
etwa 76 kg schwer, wenn ich mit der hantel beidfüssig auf der waage stehe.
wie viele muskel einen körper wohl zusammenhalten? ich weiss es nicht. doch dank mancher zusammenzuckungen habe ich zuweilen ein ganzheitliches gefühl.

 
dass man immer wieder in sich hineinfällt.
wer sich tagein, tagaus als derselbe wahrnimmt, muss sich irgendwann akzeptieren.

 
ständig schneller und höher. seit der olympiade in Australien darf um medaillen auch auf einem trampolin gesprungen werden.

 
bei den alten Griechen waren es ebenso die lyriker, die in den stadien wetteiferten. nunmehr ringen jedes wochenende hier fussballer um pokale und ablösesummen.

 
"nobody running at full speed has either a head or a heart."
Yeats

 
manchmal ist es besser der erste unter den letzten zu sein, und manchmal ist es besser der letzte unter den ersten zu sein, da es nicht dasselbe ist.

 
der himmel ist eine vergilbte decke in verqualmten tagen und in verqualmten nächten nichts als blauer dunst.

 
die stille einsamkeit muss trainiert sein. man ermüdet sonst zu schnell. oder man wird pathetisch.

 
was soll ich in Tunesien, in Sri Lanka oder etwa auf Mallorca? menschen, die in rauen jahreszeiten in angenehmere urlaubs-landschaften entfliehen, sind klima-schwindler.

 
antirigorose wirklichkeit: am aschermittwoch kann man keinen Ernst ernst nehmen, ohne einen Ulf zu verulfen.

 
es werden häufiger prostituierte in altersheime geordert. trotz niegriger renten und häufig diagnostiziertem prostata-krebs.

 
mein nettolachen heute.
bedürfnis nach mehr bedürfnislosigkeit oder bemusslosigkeit.

 
nach der letzten sicherheitskonferenz der innenminister steht vor jedem wichtigen haus ein polizist mit lässig hängender maschinenpistole. vielleicht zur gewöhnung an zukünftige verhältnisse.

 
sich zwingen müssen, auch plattitüden zu denken, auf dass sich etwas neues ergebe. oder palindrome erfinden, die man weder vor- noch rückwärts lesen kann.

 
wie viele illusionen braucht ein mensch? und wie viele erträgt er dauerhaft? vor allem in der fernsehwerbung.

 
lebenserschleichung: etwas vorab in anspruch nehmen. etwas, das einem erst in der zukunft zusteht. also nie.

 
was für eine hitzewelle und was für schweissausbrüche mitten im winter, weil überall die heizungen aufgedreht sind.

 
das erste grün im februarrasen als ein eigenes licht.

 
da die schneefallgrenze bereits auf sommerliche höhen steigt, verwelkt der voreilig gekaufte frühlingsstrauss bereits nach zwei tagen.

 
farben, die seit millionen von jahren üblich rsp. gültig sind.
sie universialisieren zufriedenheit und gleichzeitig das gefühl von überdruss.

 
es gibt weniger öffentliche uhren in bahnhöfen, auf plätzen
und in warteämtern.
what ever that means.

 
als bibliophile bin ich natürlich gegen bücherverbrennungen. aber auf der spiegel-bestsellerliste sind wieder nur titel zu finden, die ich als lektüre überhaupt nicht akzeptiere.

 
wieder ein unbenutzter tag.
es ist unumgänglich, ab und zu das leben ohne aufgabe zu ertragen.

 
ein wenig hochprozentiges aus der flasche vernebelt oder klärt auf. je nachdem ob und wie viel ich will.

 
noch immer kann ich nicht mit den fingern pfeifen.
doch ohne auch nicht.

 
da die zahl der allergiker zunimmt, die den frühling jedes jahr verfluchen, wird es wohl irgendwann keinen mehr geben.