kälteverlust
ein anhaltendes selbstgespräch
meine neigung zu übervollen stimmen am abend. entweder Maria Callas oder Joan Baez.
nachts, wenn alle schlafen, ist die gespielte musik im radio erträglicher.
schon wieder drei statt zwei bier ausgetrunken, ohne einen bemerkenswerten ein- oder ausfall notiert zu haben.
wohin soll das führen?
vielleicht ist man ein versager, insofern man sich nicht dazu bekennen kann, ein versager zu sein.
diese unzähligen münder, wenn in kommunikativen röhren immer das gleiche gesagt wird.
und je unmittelbarer, desto unverständlicher.
mir zum 46. gratuliert. meine mutter könnte heute so wie sie war, als sie mich gebar, meine tochter sein. und auf vielfachen wunsch höre ich noch immer auf den namen, den sie mir einst gab.
ein zweites leben führen, das sich von dem bisher gelebten und noch zu lebenden in zahlreichen details unterscheidet, als eine konsequente diversität.
die zeitung von der sonne noch ungebräunt. so als ob nichts tatsächliches, nichts gefährliches geschehen könne.
an diesem sonnigen wochenende belagern meine wiese am Nordufer so viele touristen wie sonst nie. sie stehen da wie landvermesser.
in urbanen strassencafés werden die spatzen zu aufdringlichen schnorrern. sie haben keine scheu vor den menschen. statt auf futtersuche zu gehen, erbetteln sie sich etwas essbares, so als würden sie schulden eintreiben.
wild bedrohliche biotope wie den regenwald im Amazonas gibt es irgendwann nur noch im dokumentarfilm oder als computer- simulation.
die zukunft der menschlichen zivilisation wird wohl weniger von technischen fortschritten als von manipulierbaren klima-zonen abhängen.
früher oder später stellt sich einmal heraus, dass sogar das wetter international agierende geheimdienste manipulieren. naturkatastrophen bekommen dann eine nachvollziehbare verschwörungstheorie.
letzte laubbeseitung: es ist nicht mehr der rauschende besen, der für ordnung sorgt, sondern das PS-starke gebläse einer kehrmaschine. morgens ab halb neun.
vermehrt leberflecken und warzen auf dem rücken. vielleicht weil er nicht mehr zu mir gehört.
meine krankenkasse will up to date keine kranken-, sondern eine gesundheitskasse sein. sie lädt obligatorisch zu einer vorsorgeuntersuchung ein.
Euripides: wer weiss wohl, ob das leben nicht der tod ist, der tod aber das leben?
jeder mensch weiss, dass er nicht alles weiss und wissen will.
im hinterhof allein ein grünfink auf einer blattlosen birke, er erscheint da ziemlich gross.
den tiefsinnigen blick an einem müssigen tag so lange halten, bis keine andere vorstellung mehr möglich ist.