110 romane


anfänge und abbrüche

ohne einen finalen orgasmus hört das vorspielen eines vorspiels wohl nie auf. im gesetzten alter immer mehr das streben nach mitteilung, obwohl schon genug leben preisgegeben wurde.

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diese trostlose selbstbefriedigung, welche sich in ratlosen stunden kreativität nennt. man strebt nach erfolgen und ist bloss das medium einer entbesserung

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hat man nichts zu sagen, muss man schweigen dürfen.
das insistieren der stummen als ein möglicher roman

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beim obligatorischen spazierengehen im Humboldthain heute potenzierte gedankengänge, welche zu hause beim notieren erratische elaborate bleiben. erst wenn ich in der nacht beim träumen die wurzel daraus ziehe, wird das leben wieder plausibel

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zu viel farbe? kein problem, es geht auch in schwarz-weiss. als verbale negativform urbaner beschreibbarkeit, ohne die imperfekte anhäufung von kiezkolorit

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nicht nur die grosse politik, auch der kulturbetrieb wird von alten weissen männern dominiert, und da ich weder alt noch weiss-haarig bin, hört mir kaum jemand zu. es drängt sich die frage nach einem echo in einem wald auf, in dem vor lauter bäumen nichts mehr herausschallt

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den ganzen tag im rauschen, erst in rosa, dann in weiss und in der nacht ein schwarzbier-brausen. verschwörungs-theorien warnen derzeit ganz erfolgreich vor ekstatischen untergängen

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das schwadronieren aushalten, das räsonieren perpetuieren und das träumen retrospektiv austräumen, wenn die schwer-kraft von lebensgefühlen ausbleibt.
dass ich von fast allem auch das gegenteil behaupten kann, beruhigt ungemein

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als ein schwanzamputiertes sich strecken stets ein weiterer satz hinter dem nächsten satz. es gibt in einem authentischen text kein ende und in einem lebensroman keine not-ausgänge

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geistesblitze als überhöhung, wenn sie beeindrucken, oder als erniedrigung, wo es nicht der fall ist.
versuche ich mit übermut meine potenziale zu generalisieren, muss ich nicht fürchten, dass ich unter meinem niveau agiere.
das schreiben in der dritten person singular kann ein intimer ausweg sein

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radikale gedanken nach mitternacht sind rätsel und wollen nichts anderes sein als rätsel. aber mit jedem verpatzten anfang, mit jedem verworfenen entwurf ergeben sich weitere horizonte, landgewinne und alles in allem reifestufen, die trotz ausbleibender anerkennung erfolgreich erklommen wurden