nullsummenspiele


logbuch eines kunstschaffenden

wie bizarr ein sprühregen im gegenlicht flimmert.
phantastische wetterimpressionen sind unikate, sie werden von hochsensiblen menschen ersonnen.
 

doch wie fremd man anderen wird, wenn man nur die einem selbst wichtigen bücher liest, unpopuläre filme sieht und dann noch ungeheuerliche bilder im kopf hat.
 

das genau und intensiv machen, was andere bloss nebenbei erledigen. man muss nicht arrogant sein, introvertiert reicht völlig aus.
 

seit januar zwei umfangreiche ausstellungen, zwei aufwendige installationen aufgebaut und nebenbei noch vorträge gehalten. ich verliere den überblick und werde polygam.
 

stets dieses klischee vom kreativen künstler-dasein. so als ob erwartungen einzig das zu erwartende, das erwartbare sein dürfen.
 

King Kongs alptraum: eine welt einzig mit riesen, die ihn als winzling nicht bemerken.
 

auf tauchfahrt unterm polareis: am abend lieber sitzen als stehen, lieber liegen und lieber müde als gleichgültig sein.
 

Goethes allerletzte worte: "mehr licht" oder "mehr nicht"?
 

wenn man bei gruppenausstellungen mit dem einen oder anderen verwechselt, mit einem falschen namen angeredet wird. um wie viel sicherer und grösser fühlt ein ego sich, wo sich die möglichkeiten von täuschungen auftun.
 

"es ist schlau, bitterkeit zu zeigen, wenn man keine gründe zur bitterkeit hat, und keine zu zeigen, wenn man grund dazu hat."
Henry de Montherlant
 

das buhlen um die ressource aufmerksamkeit, wo angebote von verhinderten prominenten möglichkeiten der nachfrage übersteigen.
 

ohne das normale bleibt bloss das allzu normale. einzig noch das registrieren, was ich selber und augenblicklich erleide. ein fahrtenschreiber sein. nicht mehr und nicht weniger.
 

die harmlosigkeit der aktuellen kunst. sie darf unbeschwert sogar den Hitlergruss zeigen, weil sie bloss kunst ist.
 

auch wenn man nicht in der lage ist, seine abneigung offen zu zeigen, muss man gegenüber unsympathischen menschen nicht höflich sein. falls man es aber trotzdem ist, weil man von ihnen abhängig bleibt (z.b. im mitgegründeten kunstverein), darf man ihnen heimlich mit noch mehr groll begegnen.
 

keiner kann von banausen erwarten, dass sie respekt vor der kunst haben. es wäre ihnen eher vorzuwerfen, dass sie zu viel respekt vor einer unrespektablen kunst haben.
 

ab und zu gegen den auf maximale perfektion eingestellten zeitgeist das recht auf eine sinnlosigkeit einklagen. manchmal löst erst unverständliches authentische reaktionen aus.
 

die natur beanspruchte millionen von jahre, um denkende kreaturen hervorzubringen. ein künstler muss hingegen, was für eine anmassung, jedes jahr mit allerneuesten kreationen in ausstellungen aufwarten.
 

der neoismus als die vielleicht letzte authentische avantgarde-bewegung kann sich immer noch mit erfolg behaupten. weil jede referenz zum tatsächlichen gekappt wird, bleibt sie eine vision, die eine reine selbstbezogenheit ohne inhalte behauptet.
 

oder die diktatur der kunst und ihr gegenteil als unübersehbare miniatur eines Jonathan Meese.
 

würde ich es häufiger schaffen, für ein Jetzt zu streben, hätte ich einen vorsprung. ich wäre dann jemand, der ohne utopien auskommt. doch habe ich von meiner gegenwart eine so hohe meinung, dass es mir keinesfalls schwer fällt, sie immer wieder zu verlassen.
 

manches ist zu einfach, anderes zu simpel. was erkennbar ist, reduziert sich oft auf phantome oder auf die suche nach ihnen.
 

was da ist, ist das, was da ist, damit es das ist, was eben da ist.
kein epigone der zukunft sein. kein leben in abhängigkeit vom topos des unwirklichen.
 

auch dies gibt es noch: ein fitness-studio voller Arno-Breker-skulpturen.
 

wenn mancher mann und manche frau wüsste, wer man ist... aber die leute gehen weiter, ohne einen je zu beachten. das beruhigt immerhin.
 

I think what I don't mean and I mean what I don't think.
inspiration haben bedeutet gar nichts. man muss auf einfälle verzichten können.
 

stellen sich zu früh die genialen erkenntnisse ein, dann muss man sie ein leben lang toppen und poppen. siehe Günter Grass oder Georg Baselitz.
 

more ethic (haltung) is more aesthetic (wohlgefallen). somit macht auf einer bequemen brille ein jeder arsch ein gutes gesicht.
 

was sich alles bis zur banalentsetzlichkeit toppen lässt. es ist nur ein gewisses mass an dummheit, flüchtigkeit, missmut, sinnlosigkeit, willkür, ignoranz, übermut... (und was eigentlich nicht) nötig, um originell eine arbeit fortsetzen zu können.
 

die sommerzeit geht zuende. die nächte werden länger und meine tage auch.