petting des ich


(ein investigativer rückblick)

im Lausitzer Sand sind die grössten Sandkästen zu finden. richtig Wüsten sind das, weil riesige Schaufeln, so weit das Auge reicht, seit über 100 Jahren eine schwefelhaltige Braunkohle für Kraftwerke und Brikettierfabriken abbaggern. hier ist er aufgewachsen und von Abgasen sowie Russ-Staub jahrelang imprägniert worden. seine persönliche Kohle bekam er für die eigene Wohnung im Sommer vor die Haustür geschüttet, und damit der warme Kachelofen in kalten Winterwochen ein kuscheliges Lagerfeuer wurde, mussten jedes Jahr 50 Zentner oder mehr die Treppe eimerweise heruntertragen werden.
für jene Wärme und den permanent fliessenden Strom sind bisher über 130 Orte von der Landkarte verschwunden und 25.000 Menschen umgesiedelt worden. gegen einen solchen Aderlass hat man spät begonnen zu protestieren und, weil ungeübt, bisher vergebens. in den letzten Jahren gab es dazu Unterstützung aus der Fremde und in der Presse eine sympathische Aufmerksamkeit. einmal wurde sogar ein schon geräumtes Dorf mit dem schönen Namen Lakoma besetzt und zum alternativen Kulturzentrum erklärt. indes mussten auch hier die Widerständler nach einer Zeit der Duldung einen Totalabriss akzeptieren.
weiträumig wird die Kohle für eine prosperierende Wirtschaft verheizt. die sozialdemokratische Landespolitik lehnt nach wie vor eine Energiewende ab und sorgt sich lieber um Arbeitsplätze sowie Steuereinnahmen von den international operierenden Bergbauunternehmen. den Lausitzern ist die in der Eiszeit zusammengepresste Kohle ein Fluch und für wenige ein gutes Geldverdienen. werden bei stillgelegten oder unrentablen Tagebauen die Pumpen abstellt, entstehen als Ausgleich für die Wüstenei riesige Seen. gern baden mögen in den gefluteten Gruben einzig Abgebrühte. das aufgestaute Wasser ist trüb und sauer, so dass sich keine Fische hier vermehren.
wo wir heute sind, werden wir in naher Zukunft nicht mehr sein, und falls mit dem Abschmelzen der Gletscher das Niveau der Wasserpegel weltweit steigt, bei zu erwartenden Flüchtlingsströmen nirgendwo richtig glücklich leben. vielleicht hat man zu spät die Windkraft und die Sonnenwärme als passendere Energielieferanten entdeckt. gegen die zukünftigen Folgen des Treibhauseffekts ist wahrscheinlich nicht viel auszurichten. es stellt sich nur noch die Frage: wann und in welchem Ausmass eine Klimakatastrophe uns ereilt. mancher Wetterbericht verkündet schon als Vorwarnung mehr Surrealität als Wirklichkeit. wer den eisigen Winter übersteht, soll im Sommer richtig schwitzen, damit ihm aus Ignoranz kein dickes Fell wächst.