mikado als symptom
weil der Mensch keine künstliche Intelligenz ist, kann er beschwingt Schlittschuhlaufen. auf kleinen Flächen dreht er seine Kreise im Getümmel, ohne dass es zu Zusammenstössen kommt. virtuos werden Hyperbel auf die Eisfläche geritzt. als Kind hat er es früh mit den Klammeraffen erlernt, welche an die Schuhe angeschnallt wurden. mit Eishockey-Stiefeln, die er als ein Weihnachtsgeschenk bekam, perfektionierte er sich allmählich. gespielt wurde mit einer einfachen Kelle und ohne Schutzkleidung. das klappte, solange man nicht den Puck hart anschlug. irgendwann wollte keiner mehr Torwart sein, da es zu gefährlich wurde. das Eis-Laufen hat er auf diese Weise intensiv gelernt und beherrsche es immer noch vor- sowie rückwärts.
schwieriger fiel ihm als Schüler das Turnen im Sportunterricht. hier musste der Körper präzis wie eine Maschine agieren. auf dem Barren vor, zurück, zur Seite und dann wieder ran. besser gelang ihm solches beim Gummihopsen. dort galt es wie eine künstliche Intelligenz mit einem Abzählreim eine Folge von Sprüngen zu wiederholen. das Halteproblem war offensichtlich entscheidbar, denn wer falsch grätschte, war draussen. als Junge spielte er gern mit Mädchen. seinem Vater war das peinlich, ihm hingegen nicht, denn es wurden spannende Geschichten erzählt und pikante Bekenntnisse preisgegeben. fehlte eine dritte Person für das Spannen des Gummis, akzeptierten Mädchen auch Jungen. auf seinem Spielhof gab es keine allzu verbindliche Differenzierung der Geschlechter. erst bei einem Sportverein bekam er mit einem Trainer Probleme, als er sich mit einem Faserstift Ringe auf die Finger malte und eine Halskette trug. für den Trainer war jener Schmuck weibisch und wurde als schwul eingestuft. man durfte ihm damit nicht unter die Augen kommen. es dauert einige Zeit, bis solche Klischees gehörig erodierten.
einem Computer als Sparringpartner ist es beim Go-Spiel egal, mit welcher Zierde und Verfassung er hasadiert. er misst sich in Arbeits- oder Lesepausen mit einer Software und muss keine Rücksichten auf eine Befindlichkeit nehmen. es ist entspannender als das psychologisch verbrämte Schach und kann auf einem kleinen Feld kurzweilig hasardiert werden. je nachdem und wie er es will, denn er muss nicht gewinnen und vermag es ja überhaupt nicht. er kreierte lieber verspielte Muster auf ein schwarz-weisses Parkett oder verwirre das Programm, indem er Züge spiegelt. die Profis haben es schwerer, sie können gegen den Computer kaum noch bestehen. er hat in den letzten Jahren einiges gelernt und spielt mit neuronalen Vernetzungen äusserst raffiniert. bei Egoshooter-Spielen an der Börse hat der Mensch gegen eine wachstumsorientierte artifizielle Intelligenz bald keine Chance mehr. komplementiert er keine moralischen Imperative dem digitalem Spekulieren, wird er hier in absehbarer Zeit ein endgültig Besiegter sein.