mikado als symptom


(eine vage klarstellung)

weil der Mensch keine künstliche Intelligenz ist, kann er beschwingt Schlittschuhlaufen. auf kleinen Flächen dreht er seine Kreise im Getümmel, ohne dass es zu Zusammenstössen kommt. virtuos werden Hyperbel auf die Eisfläche geritzt, welche noch kein Algorithmus zu kalkulieren vermag. als Kind habe ich es früh mit den Klammeraffen erlernt, welche an die Schuhe angeschnallt wurden. mit Eishockey-Stiefeln, die ich als ein Weihnachtsgeschenk bekam, perfektionierte ich mich allmählich. gespielt wurde mit einer einfachen Kelle und ohne Schutzkleidung. das klappte, solange wir nicht den Puck hart anschlugen. irgendwann wollte keiner mehr Torwart sein, da es zu gefährlich wurde. das Eis-Laufen habe ich auf diese Weise intensiv gelernt und beherrsche es immer noch vor- sowie rückwärts.
schwieriger fiel mir als Schüler das Turnen im Sportunterricht. hier musste der Körper präzis wie eine Maschine agieren. auf dem Barren vor, zurück, zur Seite und dann wieder ran. besser gelang mir solches beim Gummihopsen. dort galt es wie eine künstliche Intelligenz mit einem Abzählreim eine Folge von Sprüngen zu wiederholen. das Halteproblem war offensichtlich entscheidbar, denn wer falsch grätschte, war draussen. als Junge spielte ich gern mit den Mädchen. meinem Vater war das peinlich, mir hingegen nicht, denn es wurden spannende Geschichten erzählt und pikante Bekenntnisse preisgegeben. fehlte eine dritte Person für das Spannen des Gummis, akzeptierten Mädchen auch Jungen. auf unserem Spielhof gab es keine allzu verbindliche Differenzierung der Geschlechter. erst bei einem Sportverein bekam ich mit meinem Trainer Probleme, als ich mir mit einem Faserstift Ringe auf die Finger malte und eine Halskette trug. für ihn war jener Schmuck weibisch und wurde als schwul eingestuft. ich durfte ihm damit nicht unter die Augen kommen. es dauert einige Zeit, bis solche Klischees gehörig erodierten.
meinem Computer als Sparringpartner ist es beim Go-Spiel egal, mit welcher Zierde und Verfassung ich gegen ihn antrete. ich messe mich in Arbeits- oder Lesepausen mit ihm und muss keine Rücksichten auf seine Befindlichkeit nehmen. es ist entspannender als das psychologisch verbrämte Schach und kann auf einem kleinen Feld kurzweilig hasardiert werden. je nachdem und wie ich es will, denn ich muss nicht gewinnen und vermag es ja überhaupt nicht. ich kreiere lieber verspielte Muster auf ein schwarz-weisses Parkett oder verwirre das Programm, indem ich seine Züge spiegele. die Profis haben es schwerer, sie können gegen den Computer kaum noch bestehen. er hat in den letzten Jahren einiges gelernt und spielt mit neuronalen Vernetzungen äusserst raffiniert. bei Egoshooter-Spielen an der Börse hat der Mensch gegen eine wachstumsorientierte artifizielle Intelligenz bald keine Chance mehr. komplementiert er keine moralischen Imperative dem digitalem Spekulieren, wird er hier in absehbarer Zeit ein endgültig Besiegter sein.