mikado als symptom


(eine vage klarstellung)

wie viele prosaische Brandschutz- und Arbeitsbelehrungen ich schon ertragen musste. sie waren selbst bei kurzfristigen Anstellungen turnusmässig eine Pflicht und sorgten wohl dafür, dass ich ein umsichtiger Mensch wurde. Versicherungen habe ich deswegen wenige abgeschlossen, obwohl man mir ständig deren Unerlässlichkeit erklärte. nur musste ich bereits bei den obligatorischen der Haftpflicht intensiv verhandeln, um Entschädigungen zu bekommen. bei einem leidlichen Autounfall wurde nicht der Totalschaden an meinem Wagen, sondern allein die Reparatur beim Geschädigten ersetzt. etwas erfolgreicher war ich bei einem Wasserschaden, den nach einem Umzug eine provisorisch installiert Waschmaschine verursacht hatte. meine Schwester wollte unbedingt darin ihre Gardinen reinigen, während wir zu einem Essen auswärts verabredet waren. meine Bedenken überredete sie. als ich nach Hause kam, stand die Küche unter Wasser. die Hausratsversicherung beglich lediglich den Schaden beim Untermieter und erst nach einem langen Lamentieren meine Verluste. ein Teil meiner Bibliothek, der nach einem Malern des Arbeitszimmers auf den Dielen aufgestapelt lagerte, schwamm in Pfützen und war unwiederbringlich zerstört. Bücher, für die ich noch einen Kassenbon als zurückgebliebenes Lesezeichen vorweisen konnte, wurden mir erstattet. für einige andere besorgte ich mir von einer befreundeten Buchverkäuferin Ersatzquittungen.
für die Wohnung ist es unabdingbar, eine Versicherung abzuschliessen. ansonsten braucht man keine weiteren. nach der Wende sind einige in meinem Bekanntenkreis Vertreter geworden, weil hier der schnelle Verdienst verlockte. ein neuer Kunde, welcher einen Vertrag unterschrieb, brachte ihnen so viel Geld ein, dass sie bei meinen Ansprüchen damit Monate hätten leben können. so sie aber teure Autos und eine schicke Wohnung anvisierten, überredeten sie wie Schnorrer jeden Bekannten in ihrem Umfeld zu supergünstigen Abschlüssen. so auch mich der Bruder einer Freundin zu einer Lebensversicherung bei der Allianz, die ich mit dem Verlust der bisherigen Einzahlungen bald annullierte. hätte ich es nicht getan, würde ich bei den garantierten Zinsen aktuell über eine bessere Zusatz-Rentenversicherung als den Riestervertrag verfügen.
als ich bei der Sparda-Genossenschaft ein neues Konto gründete, geriet ich wieder an ein absolut verlockendes Angebot. sie beschäftigen bei dieser Bank, wie ich erfuhr, keine eigenen Angestellten, sondern Vertreter, die für andere Agenturen arbeiten. ich sollte mir eine berufliche Haftpflichtversicherung zulegen, die im ersten Jahr gratis angeboten wurde. mit Mühe konnte ich mich dem entziehen, nachdem mir aufgezählt wurde, was mir in meinem Beruf alles passieren könnte. ich wollte es mir weder vorstellen noch mich davor schützen. denn hat man eine Versicherung, für die man umsonst Beiträge zahlte, irgendwann gekündigt, muss man sie plötzlich in Anspruch nehmen. es ist wie mit den Lottozahlen, die man seit jeher getippt hat, nur irgendwann frustriert nicht mehr ankreuzt, um dann festzustellen, dass sie auf einmal der Hauptgewinn sind.