mikado als symptom
wie viele prosaische Brandschutz- und Arbeitsbelehrungen er schon ertragen musste. sie waren selbst bei kurzfristigen Anstellungen turnusmässig eine Pflicht und sorgten dafür, dass er ein umsichtiger Mensch wurde. Versicherungen hat er deswegen wenige abgeschlossen, obwohl man ständig deren Unerlässlichkeit erklärte. nur musste er bereits bei den obligatorischen der Haftpflicht intensiv verhandeln, um Entschädigungen zu bekommen. bei einem leidlichen Autounfall wurde nicht der Totalschaden an seinem Wagen, sondern allein die Reparatur beim Geschädigten ersetzt. etwas erfolgreicher war er bei einer Überschwemmung, die nach einem Umzug eine provisorisch installiert Waschmaschine verursacht hatte. seine Schwester wollte unbedingt darin ihre Gardinen reinigen, während man zu einem Essen auswärts verabredet war. seine Bedenken überredete sie. als er nach Hause kam, stand die Küche unter Wasser. die Hausratsversicherung beglich lediglich den Schaden beim Untermieter und erst nach einem langen Lamentieren seine Verluste. ein Teil seiner Bibliothek, der nach dem Malern des Arbeitszimmers auf den Dielen aufgestapelt lagerte, schwamm in Pfützen und war unwiederbringlich zerstört. Bücher, für die er noch einen Kassenbon als zurückgebliebenes Lesezeichen vorweisen konnte, wurden ihm erstattet. für einige andere besorgte er sich von einer befreundeten Buchverkäuferin Ersatzquittungen.
für die Wohnung ist es unabdingbar, eine Versicherung abzuschliessen. ansonsten braucht man keine weiteren. nach der Wende sind einige in seinem Bekanntenkreis Vertreter geworden, da hier der schnelle Verdienst verlockte. ein neuer Kunde, welcher einen Vertrag unterschrieb, brachte ihnen so viel Geld ein, dass sie bei seinen Ansprüchen damit Monate hätten leben können. so sie aber teure Autos und eine schicke Wohnung anvisierten, überredeten sie wie Schnorrer jeden Bekannten in ihrem Umfeld zu supergünstigen Abschlüssen. so auch ihn der Bruder einer Freundin zu einer Lebensversicherung bei der Allianz, die er mit dem Verlust der bisherigen Einzahlungen bald annullierte. hätte er es nicht getan, würde er bei den garantierten Zinsen aktuell über eine bessere Zusatz-Rentenversicherung als den Riestervertrag verfügen.
als er bei der Sparda-Genossenschaft ein neues Konto gründete, geriet er wieder an ein absolut verlockendes Angebot. sie beschäftigen bei dieser Bank, wie er erfuhr, keine eigenen Angestellten, sondern Vertreter, welche für andere Agenturen arbeiten. er sollte sich eine berufliche Haftpflichtversicherung zulegen, die im ersten Jahr gratis angeboten wurde. mit Mühe konnte er sich dem entziehen, nachdem ihm aufgezählt wurde, was ihm in seinem Beruf alles passieren könnte. er wollte es sich weder vorstellen noch sich davor schützen. denn hat man eine Versicherung, für die man umsonst Beiträge zahlte, irgendwann gekündigt, muss man sie plötzlich in Anspruch nehmen. es ist wie mit den Lottozahlen, die man seit jeher getippt hat, und irgendwann frustriert nicht mehr ankreuzt, um dann festzustellen, dass sie auf einmal der Hauptgewinn sind.