mikado als symptom


(eine vage klarstellung)

Tage an denen nichts passiert, sind gräulich zu tragende Tage. sie dürfen sich nicht zu Wochen summieren. dann braucht es für den Lebensmut eine Therapie oder eine ablenkende Liebesaffäre. wohldosiert sind sie gleichwohl die eigentlichen Tage, die authentischen. der ab und zu glückliche Mensch benötige sie als Kontrastprogramm. bleibt Widerständiges aus, übersteigt die Sucht nach Leben das Verständige und bringt zu Lebendes durcheinander. Zeitmanagement-Experten als Coaches verhindern solches heute. sie sind eine Garantie dafür, dass alle nicht nur im verbindlichen Takt mitschwingen, sondern sogar ihren Optimismus optimieren. selbst die Freizeit darf keine einfache Ruhe sein. wer sich entspannt, hat sich intensiv zu erholen.
das Leben beansprucht aber zeitweise eine eigenwillige Langsamkeit, und er sie, um sich zu beweisen, dass er ein Tagessoll genauso träge wie fleissig abarbeiten kann. wird festgestellt, dass etwas schneller gehen könnte, hat man erstaunlicherweise die Zeit nicht mehr, um es langsamer zu machen. dagegen schreibt er an und so mählich, dass die Welt sich eine ganze Runde um sich selber dreht, bevor er sich für eine von zwei oder drei alternierenden Formulierungen entschieden hat. Gedanken brauchen ihre Zeit, sollen sie zu einem grossen Können heranreifen.
bei drögen Sportfesten bemühte er sich in der Schule selbst in Disziplinen, wo er talentiert war, um schlechte Plätze. beim nächsten Wettkampf konnte er dann alle wieder mit einer Glanzleistung überraschen, ausser im Geräteturnen oder Handball, wo er bis zum Abitur eine Niete blieb. während seiner Armeezeit war er im Lauf-Training gern einer der Besten, beim Wettkampf dann mit einem simulierten Seitenstechen eine Enttäuschung für seinen Truppführer, der ein Schinderhannes war und herausragende Erfolge erwartete, um sie weitermelden zu können. seine Ausfälle waren eine Rache für manche seiner Ungerechtigkeiten.
verpflichtende Aufgaben wie das Anträge-Schreiben und Dokumentieren schiebt er nach wie vor auf die lange Bank. einige Projekte warten deshalb seit Unzeiten darauf, katalogisiert zu werden, und werden sich wohl weiterhin gedulden müssen. er lässt sich nicht drängen und beansprucht aufliegende Vorhaben, um sich mit ihnen vor anderen unangenehmen, wie einer nötigen Wohnungsrenovierung, drücken zu können. es ist nicht frustrierend, ohne vorzeigbare Ergebnisse vor sich hin zu werkeln. ein ausbleibendes Ende bleibt ein permanenter Antrieb. läuft es irgendwo nicht wie erwartet, hält er umso mehr an der Hoffnung fest, dass es mit mehr Wissen und Erfahrung bald besser vorangeht, auch wo sich bei steigenden Ansprüchen keine Routine einstellt. man wächst zwar mit seinen Aufgaben, aber mit ihm wachsen sie auch. der Kopf wiegt schwerer, er trägt zu viele angesammelte Gedanken mit sich herum und leidet bei Nackenverspannungen an einem unabschliessbaren Grübeln.