scheitern(hoch)x


gedanken aus der hocke
soll ich, oder soll ich noch nicht aufstehen?
eine unentschlossenheit, die sich nicht zerstreuen lässt, ist ein flugzeug, das nie landen wird.
 

falls man nicht schon am morgen glaubt, man sei erfolgreich, was ist man dann den ganzen tag lang?
der moderne mensch ist sich seines erfolgswahnes kaum bewusst, weil er seit der geburt und wahrscheinlich schon im mutterleib unter ihm leidet.
 

beim bilanzieren von lebensvolten oft das gefühl ein stehauf-mänchen zu sein, zwischen trial und error ein zustand zu sein.
 

modifizierter Cioran: man kann sich am besten vorstellen, wie man selber verkommt. aber man kann es sich nur vorstellen.
 

"born to be wild!"
was man sich nicht mehr zu träumen wagt, steht bereits auf grossen plakatwänden.
 

Bernardo Soares: ich leide nicht unter enttäuschungen, ich erleide sie. bin ich nicht enttäuscht, dann leide ich darunter, dass ich nicht leide.
 

da durchlittene krisen zu den wichtigen erfahrungen im lauf des lebens werden, ist es letztendlich enttäuschender, vom fernsehprogramm nicht enttäuscht zu werden.
 

nach dem juckreiz ist vor dem juckreiz.
beim ausstellen neuer grafiken das gesteigerte bewusstsein
für zu viele mängel ... nur um sich ihrer erneut zu vergewissern.
 

soweit es möglich ist, aufwühlende horror- und actionfilme meiden. unwesentlich ist, was nicht völlig verstört.
 

selbst wer nichts zustande bringt, sich nicht verwirklichen kann oder will, muss sich bis zur völligen verausgabung erschöpfen. der verlierer ist eine parodie des helden.
 

COPY AND PASTE. ist das schreiben nur noch ein puzzeln, wird literatur zu einem abfall von jedem und für alles.
Strg+A, Strg+C und Strg+V
 

um sich jeder vereinnahmung zu entziehen, das ideal einer kunst behaupten, die zu nichts brauchbar ist und niemandem nützt. eine artistik des NICHTkönnens anstreben.
 

"was man verengen will, muss erweitert werden. was man schwächen will, muss gestärkt werden..." wenn ich aus einer unruhe heraus auf das Daudedsching von Laudse stosse, finde ich zu einer angenehmen gelassenheit. doch wenn ich bereits mit einem gefühl der gelassenheit ihn zu lesen beginne, verliere ich sie bald wieder.
 

die grosszügigkeit eines personengedächtnisses: man glaubt, mehr über die verlierer als über die gewinner zu wissen, weil man das stärker wahrnimmt und länger in erinnerung behält, was einem fremd ist.
 

der hinterhof ist entzündet von amselgeschrei und ich leide mit restalkohol im blut lieber an bauchschmerzen als an kopfschmerzen. wer es schafft, seine indispositionen gegeneinander auszuspielen, kann sie dauerhaft ertragen.
 

ich muss wieder was auf die beine stellen, um den handstand aufzugeben. ich bin zur verwandlung fähig und könnte ein ganz anderes leben führen, doch habe ich zu viel einfluss auf meine zukunft.
 

die blinden flecken einer anamnese, die dauern oder übermalt werden. man weiss, dass man sich etwas vormacht, dass man sich selbst betrügt. und man weiss es selbst als geistreicher held immer zu spät.
 

der anspruch auf authentizitüt als simulierte simulationen.
haben sich irgendwann alle trugbilder aufgebraucht, liegen in einem vakuum die nerven blank.
 

warten und warten. durch den tag, durch die bestirnte nacht.
intergalaktische explosionen sind nur als lichtjahre entfernte vergangenheiten wahrnehmbar. ein grosses inferno ist ein posthumes ereignis.
 

Borges: das sich selbst erkennende denken muss mit allem einverstanden sein. ohne wenn und aber.
 

nicht gegen, sondern für windmühlen kämpfen.
also kein Don Quixote im täglichen überlebenslauf sein.
 

sich von allen hirngespinsten lösen, sich über jede sinnsuche erheben, um von keiner enttäuschung eingeholt zu werden.
und doch wird man bald jede abgeklärtheit, jede seelenruhe
als eine provokation empfinden.
 

je älter ich werde, desto mehr misstraue ich bekenntnissen in tagebuch-monologen. die sprache ist der feind authentischer lebenserfahrungen. habe ich für eine erlittene tragöde einen aussagekräftigen namen gefunden, befinde ich mich wieder auf einem aufsteigenden ast.
 

"jede krise ist ein geschenk des schicksals an den schaffenden menschen."
Stefan Zweig
 

wieder endet ein jahr der geldknappheit und des standhaltens.
es ist das problem von existenziellen problemen, DASS SIE ZU ERTRÄGLICH SIND.