mikado als symptom


(eine vage klarstellung)

er ist ein schlechter Futterverwerter. bereits als Kind war er unentwegt hungrig und verdrückte so gut wie alles, was angeboten wurde. sogar einen schleimigen Lungenhaschee der Schulspeisung. während seine Klassenkameraden jene Mahlzeiten abfällig verweigerten, holte er sich noch einen Nachschlag und hat ein kollektives Naserümpfen erdulden müssen. nichtsdestotrotz versuchte er sich vollzustopfen, wo und wann immer er es konnte. nur man sah es ihm nicht an, da sein Körper schmächtig blieb. der Kopf verbrauchte wohl alle Kalorien für seine Aktivitäten, welche daran bestanden, Schach zu spielen und mit Büchern sich vollzustopfen.
lange hat er darunter gelitten, dass er mit einem schlanken Körper einen grossen Schädel trug. er war schon nach der Geburt aussergewöhnlich proportioniert und seine Mutter hatte ihn anfangs für einen Wasserkopf gehalten. irgendwann musste sie akzeptieren, dass er damit beste Leistungen in der Schule erzielte, als erster in der Familie das Abitur ablegte und später die Geisteswissenschaften studierte. nur brachte es wenig ein und er konnte bei seinen Eltern, für die in erster Linie der monetäre Verdienst zählt, mit seiner Heranbildung keine Anerkennung finden. in seinem Leben hat er trotz seines Fleisses immer zu wenig verdient. die Menschen um ihn herum schafften es mit einer Anstellung und Nebenjobs zu einem kleinen Wohlstand. sie hielten ihr Geld zusammen, um sich ein nobles Auto und ein Eigenheim kaufen zu können. ihm gelang es selten, bei einem stets defizitären Haushalten ein wenig Luxus zu schaffen. was er bei fixen Kosten einsparte, verschwand gleich wieder. fiel der Winter mild aus und die Betriebskostenabrechnung niedrig, schlug es sich nicht langfristig auf den Kontostand aus. das zurücküberwiesene Geld wurde sofort für Bücher, Theaterbesuche oder Reisen ausgegeben.
Ökonomen lehnen solche Investitionen ab, sie verordnen bei einer schlechten Haushaltslage einer Volkswirtschaft Sparzwänge. der Kulturbereich leidet besonders darunter, da Kämmerer hier zuerst Gelder zusammenstreichen und immer bei Betroffenen, welche sich nicht zu sehr aufregen können, so sie über keine einflussreiche Lobby verfügen. in der Provinz war es lange Zeit leicht, Projektgelder und Förderstipendien zu erhalten. hier stach sich keine Konkurrenz aus und somit bekam statistisch gesehen, jeder mal den Zuschlag. er hatte es in der Lausitz dreimal hintereinander geschafft, eine Förderung zu erhalten, während die Kollegen nicht wussten, wo und wie sie die Anträge stellen mussten. leider war dies auch der Grund, dass er einen Umzug nach Berlin immer wieder aufschob. als er es endlich bewerkstelligt hatte, bekam er kaum noch ein Bein in eine hauptstädtische Vernetzung. aber im Grunde genommen wollte er es nicht mehr.