mikado als symptom


(eine vage klarstellung)

obwohl er ein schüchtern zurückhaltendes Verhältnis zur Öffentlichkeit hat, musste er ihr bisweilen hörig sein. in einigen Jobs hatte er, um Geld zu verdienen, Public Relation zu betreiben und derart die Gunst der Allgemeinheit zu gewinnen. so galt es einst als ABM-Kraft beim Umweltministerium die Presse auf Anliegen des Naturschutzes einzustimmen. es war ein Taktieren und Paktieren, da Vorstellungen wie die von überdachten Autobahnen naiv und Restriktionen gegen Imker überzogen schienen. als er den damaligen Minister jener Behörde wegen seiner Intransparenz kritisierte und der Presse vorschlug, ihn bei der nächsten öffentlichen Konferenz auf manche Missstände anzusprechen, wurde ihm ohne jegliche Abmahnung sofort gekündigt. ebenso schwierig gestaltete sich eine Arbeit in einem akuten Off-Theater, wo mehr oder weniger professionelle Schauspieler und sogar Gruppen mit Schülern, den Berliner Feuilleton-Redaktionen wärmstens anzupreisen waren.
dass ständige Offerten peinlich sind, merken leider die wenigstens. in der Regel empfehlen sie sich als Künstler selbst allenthalben und überhäufen ihren Freundes- und Bekanntenkreis mit Eigenwerbung. er bekommt permanent per Sammelmail Einladungen zu Vernissagen oder Lesungen zugeschickt. sie sind eine pure Angeberei, so sie nur reklamieren: schau her wie wichtig ich bin, ich stelle erneut international was aus. die wahren Helden sind die raren Menschen. sie waren in der DDR zuvorderst Handwerker, welche man lange suchen musste, so man sie brauchte und ihnen doppelt zu Dank verpflichtet schien, als sie kamen. ebenso praktizierten es damals Künstler und Intellektuelle. sie führten ein zurückgezogenes Dasein, um in der Stille zu arbeiten. das fiel auf, und es wurde geduldig gewartet, bis jemand wieder mit einem dicken Roman oder in einer Ausstellung mit neuen Formaten auftrat. die Erwartungen wuchsen, je länger sich einer zurückzog und sein Platz in der Kneipe leer blieb. heutzutage ist es anders. das Rarmachen richtet überhaupt nichts aus. niemand redet über einen Nichtanwesenden, er wird einfach vergessen. lange Zeit verströmte das Rare in der Öffentlichkeit etwas Geheimnisvolles, nun ist es nirgendwo mehr vorhanden.
das Vergessen hat aber seinen Vorteil, so man für eine unbekannte Muse tätig ist. sie ist und bleibt eine Unbekannte, alldieweil er nie weiss, ob er es mit derselben Unbekannten zu tun habe. es gibt keine Festlegung des Unbekannten. unbekannt kann alles und jeder sein, solange man es nicht kennt. für seine Arbeit setzte sich nie ein professioneller PR-Berater ein und kein Praktikant verschickte für ihn Pressetexte an Redaktionen. er hätte es selbst tun müssen, lehnte es aber ab, selbst bei wichtigen Projekten. deshalb hat er selten eine ansprechende Publicity bekommen. in der kommerziellen Kunst wollte er sich nicht profilieren und in der subventionierten für das nicht zahlungskräftige Publikum ebenso wenig. er ist ein elitärer Künstler mit einem unbekannten Publikum geworden.