petting des ich


(ein investigativer rückblick)

würde ich itzo im Lotto den Jackpot knacken, wüsste ich mit dem Geld nichts anzufangen. ich könnte mal Steuern zahlen, um zu belegen, dass man es kann, wenn man über die entsprechenden Summen verfügt. oder ich wäre in der Lage, mir eine bessere Bekleidung und eine aparte Eigentumswohnung zu leisten. für die Ausgestaltung der Räume wären dann teure Meisterwerke anzuschaffen und neben die liegen gebliebenen Bilder der eigenen Produktion zu hängen, damit das Selbstvertrauen steigt. darüber hinaus würde mir nicht viel einfallen. jedenfalls nichts, was meinem Dasein einen wirklich verbesserten Grund gäbe.
dass Geld wenig glücklich macht, belegen zahlreiche Studien. Glückspilze mit den richtigen Zahlen zur rechten Zeit können zwar auf einmal im Luxus schwelgen, sind aber nach acht Wochen wieder auf dem gleichen Niveau der allgemeinen Zufriedenheit angekommen. jeder und ebenso der Millionär hat seinen persönlichen Set-Point of happiness. Psychologen messen das und demonstrieren den Verlauf anschaulich mit auf- oder absteigenden Graphen. ist wer wenig zufrieden, kann er weniger enttäuscht werden. erst beim exorbitanten Glück treten gravierende Sprünge ein, so dass es gefährlich wird. ein ehemaliger Bundespräsident, der aus politischem Kalkül wegen seiner Belanglosigkeit installiert wurde, musste nach einem tumben Anruf bei der Bild-Zeitung sein Amt wider Willen aufgeben. er rutschte plötzlich von ganz oben nach ganz unten. als sich zudem seine liebreizende Gattin von ihm trennte und Journalisten einzig noch Häme für ihn übrig hatten, war er an einem totalen Tiefpunkt angelangt. daran kann sogar ein bis zu seinem Lebensende zugesicherter Jahres-Ehrensold von 217.000 Euro nichts ändern. das Renommee ist futsch und das seelische Befinden auf dem Niveau eines Sozialhilfeempfängers.
Ludwig Wittgenstein verschenkte sein Erbe, damit ihn überflüssiges Geld nicht verderben und beim Denken stören konnte. es sollte auch niemand anderen inkommodieren. somit überliess er es seinen Geschwistern, die schon vermögend waren. in späteren Jahren, als er mittellos wurde, hat ihn diese Grosszügigkeit in Notlagen gebracht, seine Produktivität hingegen nicht gebremst, eher gesteigert. viele sind unglücklich, weil sie hart arbeiten müssen, um ihr Geld zu verdienen. dies trifft nicht nur auf mittelmässig Entlohnte zu, sondern besonders auf Spitzenverdiener. sie werden nie genug Kapital haben, um sich ihre Wünsche zu erfüllen, da sie beständig anspruchsvoller werden. vermutlich macht der Wunsch, genug Geld zu haben, glücklicher als der Besitz. manchem reicht daher die Vorstellung von Reichtum aus, um ihn auszukosten. wer durch unverhoffte Erbschaften zu einem kleinen Wohlstand kommt, für den wird es anstrengend, weil nun das Geld verwaltet und gewieft investiert werden muss. Geld garantiert nicht ein glückliches Leben, aber ein sicheres, wo es ein kleines Polster auf dem Konto und im Portemonnaie stets ein 50 Euro-Schein ist. auf diese Weise halte ich es seit Jahren und fühle mich geborgen. allein am Monatsende ist diese Sicherheit nicht immer zu haben.