petting des ich


(ein investigativer rückblick)

sein tägliches Fitness-Studio ist ein altes Damenfahrrad. mit ihm ertrampelt er sich zu jeder Jahreszeit bei einer obligaten Mobilität eine Kondition. es sind täglich runde sieben Kilometer zu bewältigen und im Berufsverkehr dies recht achtsam. die Lebensmittelgeschäfte, der Arbeitsort, die Bibliothek und das Zuhause sollten nah beieinander liegen, damit sie auf den Hauptstrassen nicht als potentieller Organspender angesteuert werden, oder mit besserer Sicherheit auf dem engen Bürgersteig als verhasster Kampfradler. er ist bereits zu alt, um inmitten zunehmender Beschleunigungen vigilant mithalten zu können.
Mobilität ist das Paradigma einer Zeit, in der niemand nirgends ankommt, und falls doch, dann recht kurzweilig zum Pausieren. der rastlose Mensch erträgt keinen Schatten auf seinem Schatten. wo alle rasanter dahinstreben, ist nicht die geografische Distanz, sondern eine schnelle Erreichbarkeit das Kriterium für eine urbane Orientierung. derart freigesetzt wird eine Freiheit beschleunigt erfühlt, die eine Bereitschaft zu mehr Anpassung an eine permanente Mobilmachung ist. seit dem 18. Jahrhundert gilt Beweglichkeit als der Inbegriff von Fortschritt und Libertät. das hat auch dazu geführt, dass der Mensch wieder entdeckte, wie sehr er heimatlich verwurzelt ist. ein hartes nomadisches Dasein war in Zeiten der Not der Schlüssel zum Überleben. nun lebt man im Überfluss, aber weil Arbeitskräfte in der Ferne gesucht werden und Städte nicht ihren Bewohnern gemäss vergrössert werden, fristen zunehmend Malocher ihr Überleben als Pendler. kommunale Politiker unternehmen nach wie vor einiges, um Metropolen dem Auto untertan zu machen. sie lassen breitere Strassen und weitere innerstädtische Autobahnen bauen, auf denen es für die wachsende Zahl der Motorisierten dennoch langwieriger wird. wer in grossen Städten autorisiert sich fortbewegen muss, hat sich wegen zahlreicher Baustellen mit Geduld eine Dynamik zu erkämpfen.
die perfekte Existenz wird wohl in naher Zukunft eine vollkommen künstliche oder keine angenehme sein. schlimmstenfalls depraviert sich das Leben zu einem Bio-Adapter, mit dem Bedürfnisse in einem digitalen Uterus operational kurzgeschlossen werden. der skeptische Kybernetiker Oswald Wiener hat eine solche Vision skizziert, lange bevor es Computerspiele und Chaträume mit einer immer realistischer genierten Virtualität gab. der Mensch wird sich hyperhuman orientieren müssen, um ohne Frustrationen die Anforderungen einer fortschreitenden Technologie zu ertragen.