mikado als symptom


(eine vage klarstellung)

ein Aquarium zierte das Wohnzimmer seiner Eltern. es war ein 120 Liter-Becken und das alternative Fernsehprogramm. flimmerte bei nur fünf Sendern nichts Interessantes über den Bildschirm, schweiften die Augen ab zu den Skalaren und Guppys. im beleuchteten Wasser zogen sie ihre Kreise. er konnte sie unermüdlich beobachten und dachte sich, während das Wasser blubberte, für sie wie in Comics Sprechblasen aus. leider trübten schnell Algen die Scheiben, da sie ein Zwergwels unzureichend abschleckte. also mussten sie immerzu gereinigt werden und meist oblag ihm das Putzen und Wasserwechseln. er wusste noch nicht, dass man keine Luft in das Becken zu blasen braucht, wenn genügend Pflanzen darin wachsen. mit einer Pumpe wird Kohlendioxyd unnötig aus dem Wasser herausgedrückt und der unangenehme Algenwuchs befördert.
in zahlreichen Gaststätten sorgen Aquarien wieder für eine anheimelnde Atmosphäre. je grösser sie sind, desto intensiver fangen sie Blicke. der Gast kann beim Warten auf die Bestellung sich von exotischen Fischen beruhigen lassen. manchmal sind es auch solche, die später auf seinem Tisch landen, ganz frisch gebraten. und falls nicht, dann kann man es sich so vorstellen. es liegen Studien vor, die überzeugend belegen, dass ein Beobachten von Fischen den Herzschlag wie bei einer Meditation beruhigt. ihm gelingt es schon, wenn sich etwas in einem Restaurant beobachten lässt. es dürfen nur keine vorlauten Touristen sein. seiner Mutter, die für ihre Ausgeglichenheit einen Gegenpart benötigt, war ein Wellensittich mit dem Namen Toni ein angenehmer Zeitvertreib. mit ihm konnte sie sich unterhalten und unisono auf die Welt pfeifen. er wurde sehr zutraulich, nachdem er seine langen Federn durch Zugluft verlor. als sie nachgewachsen waren, mochte der Sittich sich nicht mehr richtig in die Luft schwingen und setzte sich am liebsten jemandem auf dem Kopf, um sich derart erhöht tragen zu lassen.
er fühlt sich bei Vögeln mehr den eigensinnigen Schwänen verbunden. als Brüder im Geiste wandeln sie anmutig auf dem Wasser umher. sie sind als Paare notorische Einzelgänger und haben vor niemandem Angst. sogar Hunde ziehen bei ihrem Nahen den Schwanz ein und wenn nicht dann drohen ihnen, wie er es unlängst am Tegler See beobachtete, kräftige Schnabelbisse. sogar Menschen werden angegriffen, falls sie ihnen als zu unfreundlich erscheinen. als er bei einer Paddeltour mit seiner Familie einer Schwanenmutter mit ihren Jungen in die Quere kam, fauchte der Erpel sofort aggressiv. er hob sich aus dem Wasser, indem er mit seinen Flügeln kräftig zu wedeln begann. doch nicht seinem Kanu, sondern einem anderen Boot drohte er. vielleicht wollte er alle Paddler gleichzeitig durch eine unmissverständliches Pression aus seinem Revier vertreiben.