das rauschen der geltung (2016)
was wird übrigbleiben von einer kunst, die sich in zeiten medialer überflutungen stetig überhitzter exponiert? manches heute hoch gehandelte werk wird wohl nur als zeitdokument überdauern und vieles andere, wie die letzte Biennale in Venedig zeigte, eine geltung auf abruf beanspruchen. |
post internet art (2016)
der cyberspace ist keine digitale vision mehr und auch immer weniger ein kampfplatz emanzipatorischer kunst-aktionen. die urgesteine netzaffiner experimente sind weitestgehend verstummt oder werden nicht mehr wahrgenommen, während sich die mit dem internet gross gewordenen als digital native von einem politischen opponieren verabschieden.
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die neue befindlichkeit (2016)
was lässt sich einem grassierenden gefühl der übersättigung entgegensetzen? manchmal ist es erst etwas innig menschelndes, das einem faden verdruss zu entfliehen vermag. an den rändern des kunstbetriebes, ausserhalb der grossen ausstellungen, in kleinen galerien und en gros auf internet-plattformen wie YouTube oder Instagram wird wohl deshalb wieder vehement der blick auf das eigene innenleben gewagt.
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kunst als politische schönheit (2015)
wie politisch und wie moralisch darf kunst sein? es gab eine zeit, da glaubte man, sie könne einen nachhaltigen einfluss auf die gesellschaft ausüben, wenn sie die öffentliche meinung für konflikte sensibilisiere und über missstände dramatisch informiere. in unserer zeit darf sie es nicht mehr so offensichtlich, will sie sich nicht den vorwurf gefallen lassen, plakativ oder suggestiv zu agitieren.
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das dilemma der kunstvermittlung (2015)
was ausstellungen alles zu leisten haben. sie sollen sensibilisieren, zur reflexion anregen, identitäten stiften und auch noch politische aufklärung sein. doch können sie das wirklich, wenn vornehmlich die kurzweilige unterhaltung gesucht wird? und ist es überhaupt anstrebenswert, dass besucher durch eine angeschaute kunst eine dezidierte bereicherung erfahren oder bei einer didaktischen aufbereitung zumindest den garantierten zugang zur kunst?
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die natur der artifiziellen welt (2014)
seit jeher wird die bildende kunst von der natur herausgefordert, sie in bildnissen symbolisch oder wirklichkeitsnah zu imaginieren. in der griechischen antike war es irgendwann das rechte mass, das eine mimesis bestimmte. in der renaissance setzte sich mit dem mathematischen wissen der geodäsie eine perspektivische darstellung durch, während im späten 18. jahrhundert man von romantischen gefühlen überströmt wieder landschaften als unberechenbar wilde gefilde entdeckte.
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subversiv mit jade und marmor (2014)
aufrührerische bücher und nachhaltig provozierende bilder haben vielleicht nur in einer diktatur oder in einer gesellschaft mit strengen zensur-vorschriften einen originären tiefgang. wo man die kunst ernst nimmt, zwingt man sie zu poetischen zweideutigkeiten. so in China vor allem, wo schriftsteller und bildende künstler mit kritischen arbeiten nicht bloss zensiert, sondern auch zu langjährigen haftstrafen verurteilt werden.
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die ökonomie der ästhetik (2014)
obwohl das interesse an ausstellungen nachlässt, boomt der kunstmarkt. auktionshäuser steigern wegen der weltweiten finanzkrise rasant ihre umsätze. aus angst vor einer anhaltenden rezession und inflation werden verstärkt anlagensichere bilder und plastiken erworben. die zeiten, als nur der vermögende bildungsbürger und eine intellektuelle elite anspruchsvolles sammelten, sind vorbei. inzwischen kaufen auch junge milliardäre und geldwäscher aus China, Russland oder den arabischen ländern hochkarätiges.
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der gute oder richtige geschmack (2013)
das persönliche ist nicht mehr vertraulich, es lebt in keiner geschützten privatsphäre mehr. mails, handy-daten, das surfen auf websites werden in echtzeit verortet und ausgewertet. die grossen geheimdienste und medienunternehmen sind dank der digitalen vernetzung omnipotent präsent und sammeln alle greifbaren informationen, um profile über die vorlieben sowie lebensweisen zu erstellen.
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mehr mut zur genmanipulation (2013)
künstler dürfen fast alles, obwohl sie oft nicht wissen, was dieses alles sein könnte. oder sie wissen es, wollen ihr privileg aber nicht in anspruch nehmen, da sie gefahr laufen, als provokateure unter den generalverdacht einer anmassung zu fallen. man traut der bildenden kunst in einer zeit der permanenten inszenierung von sensationen kaum noch eine freie radikalität zu. das grundgesetz garantiert gleichwohl die freiheit der kunst, und dies als ein fast unbeschränkt gewährtes grundrecht.
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optimierung als trend (2012)
es gibt einen neuen trend in der bildenen kunst, der ein trend zum perfektionismus ist. eine junge generation von künstlern kopiert fleissig ideen des minimalismus, der arte povera, des action-painting und besonders ausgiebig den abstrakten expressionismus. mit handwerklichem können wird in gängigen formaten perfektioniert, was als stil keiner legitimation mehr bedarf.
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innovationen messen (2012)
in einer zeit des anything goes gibt es kaum noch relevante kriterien für die bewertung von kunst. doch wer originäre leistungen unvoreingenommen bewerten will, muss weiterhin nach allgemeinen verbindlichkeiten suchen. auch wenn er weiss, dass jedes urteil ein individuelles ist und als behauptung zunächst mit vorlieben daherkommt. wo sie an individuelle geschmacksfragen gebunden bleibt, kann eine bewertung bestenfalls eine intersubjektiv zu bestimmende sein.
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ein perfektionierender epigone (2012)
mein berühmter namensverwandter ist 80 geworden und stellt jetzt wieder in Berlin aus. 130 bilder aus allen schaffensperioden sind in der neuen und alten Nationalgalerie zu sehen, und es gibt kaum ein nachrichtenmedium, das jene mega-schau ignoriert. dabei hat es ziemlich bescheiden begonnen. anfang der 1950er jahre studiert Gerhard Richter in Dresden malerei, also den damals gängigen und politisch favorisierten sozialistischen realismus.
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die kunst retten II (2011) die kunst toppen, weil immer noch was geht? oder bloss stellen und das bloss-stellen toppen und dann poppen bzw. umgekehrt?
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es gibt keine originale mehr (2011)
es gibt kaum noch originale, es gibt immer mehr kopien, zitate, plagiate, paraphrasen, dekontextualisierungen und auch immer mehr abmahnanwälte. da es noch nie so einfach war, am eigenen rechner dateien zu kopieren, zu adaptieren und erneut zu veröffentlichen, hat sich ein neues lukratives geschäftsfeld für juristen eröffnet. mit der weltweiten digitalisierung von kreativen gütern können im internet per mouse-click dokumente verlustfrei und unbeobachtet entwendet werden.
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visualisierung als phänotyp (2010)
es wird multimedial anschaulicher, wo sich dank neuer programmierungen etwas multimedial veranschaulichen lässt. immobilienmakler bieten im internet einen virtuellen 3d-besuch ihrer kaufobjekte an, journalisten verdeutlichen mit phantasievollen grafiken latente politische stimmungen und ökonomen können aus jedem trockenen zahlenmaterial brillante wachstums-prognosen zaubern. wenn solches animiert ist, überzeugt es schnell.
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der fotograf als modellbauer (2010)
in der antike kannten die griechen nur wörter für das bejahen und verneinen. latein war wohl die erste sprache, die neben affirmo und nego noch die beiden komplementären begriffe simulo und dissimulo anbot. somit war es möglich, etwas zu behaupten, was faktisch nicht vorliegt, und ebenso etwas zu verneinen, was tatsächlich gegeben ist. doch richtig simulieren, also auch ausserhalb der sprachlichen artikulation, können die menschen erst, seitdem sie ihre lebensumwelt über digitale medien nachbilden.
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das gespenst der einzigartigkeit (2010)
ein gespenst geht um in der kunst. es ist das gespenst der subjektiven selbst-entäusserung. als kreatives genie, als authentische befindlichkeit, als künstlerstar oder einfach nur als juristisches urheberrecht geistert es durch die menschliche kultur. die autarkie von meisterwerken wird mit ihm indiziert und als wesenseigen beschworen. obwohl es selten eine stringente geschlossenheit in einem oeuvre und damit einen unverwechselbaren stil vorzuweisen gibt, wird die idee vom kreativ einzigartigen immer wieder als status oder zumindest status nascendi glorifizierend behauptet.
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generative erfolge (2009)
der erfolg der programmatik, der formalen anweisung, der dynamischen permutation,
des pseudo-zufalls...
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kunst am bau II (2009)
mit der kunst am bau kann man viel geld verdienen. es werden bis zu zwei prozent der bausumme für projekte grosszügig bereitgestellt, so dass bei einer auftragsvergabe der lebensunterhalt für eine längere zeit gesichert ist. wenn der kulturetat gekürzt wird, bieten sich hier nicht zu verachtende, da gut dotierte aufträge an. seitdem diese aber wieder prominente maler und bildhauer anvisieren, scheint es schwieriger zu werden, einen zuschlag zu erhalten.
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die analogisierung des digitalen (2009)
das digital virtuelle wird zu einem sinnfälligen motiv in der malerei. während es bisher konzept- und medienkünstlern vorbehalten war, sich mit den ästhetischen potentialen von algorithmen kompetent auseinanderzusetzen, entdecken nunmehr vollblutmaler die neue medienwelt. in einer zeit, in der per software generierte und manipulierte bilder omnipräsenter werden und eine neue ästhetische objektivität beanspruchen, entwickelt sich der computer zu einem ideengeber auch für die konventionelle kunst.
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künstliche interventionen (2008)
als aussenseiter in einer erfolgreich operierenden galerie zu landen, ist nicht einfach. wer recht kühn ist, kann es freilich mit einer provokation schaffen. vielleicht als ein epigone von André Cadere, der einst verwegen mit stab-plastiken vorgeführt hat, dass man sie ungebeten in ausstellungen herumführen und abstellen kann. seine interventionen stiessen auf unverständnis und lösten zuweilen verärgerung aus, doch mit der zeit überzeugten sie das vernissagen-publikum und später den kunstmarkt.
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die kunst retten (2008)
dieser stete zuwachs an galerien, museen, ausstellungen, auktionen, festivals, biennalen,
kunstmessen, vernissagen, finissagen, katalogen, portfolios, förderungen, sammlungen,
stiftungen, meuseum-shops...
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high density (2008)
die welt wird nicht grösser, sondern dichter, kompakter und enger. während die erdbevölkerung zunächst jahrtausende gebraucht hat, um sich zu verdoppeln, beschleunigt sich ihr zuwachs seit dem 20. jahrhundert mit einer ungebremsten dynamik vor allem in den städten. mittlerweile lebt mehr als die hälfte aller menschen urban und besonders geballt auf kompakt angelegten räumen in mega-cities wie Lagos, Sao Paulo, Mexiko oder Tokyo.
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die illusion der partizipation (2007)
ohne den betrachter bleibt die bildende kunst eine selbstbezüglichkeit. ausgestellte bilder und plastiken sind erst relevant, wenn sie einen interessenten als gegenüber haben, also jemanden, der distanziert besinnlich seine eindrücke zu fassen sucht. in der digitalen medienkunst soll das publikum interaktiv, d.h. als akteur sofort reagieren. obwohl sehr umstritten ist, ob eine partizipation tatsächlich ad hoc erfolgen kann, wird an diesem anspruch festgehalten.
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das symptom Neo Rauch (2007)
der maler Neo Rauch ist ein eklatantes phänomen im feuilleton. die kunstkritik feiert einen neuen malerstar, der mit einer figurativen malerei nach dem ende des kalten krieges kunsttraditionen aus ost und west vereinen soll, und viele kuratoren bemühen sich um seine präsenz in gross angelegten ausstellungen. nach einem erfolgreichen auftritt in den USA stehen sogar die sammler schlange, um irgendwann ein bild zu erwerben, das noch nicht gemalt wurde.
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der fall zufall (2007)
das spekulieren auf das unvorhersehbare, auf eine aussergewöhnliche emergenz ist in der generativen kunst eine wette auf eine formale innovation. eine innovation, die sich durch programmierte rückkopplungen spontan ereignet, ad hoc und ex tempore.
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masslose obsessionen (2006)
ein angesagter künstler muss ein wenig verrückt sein. und je absurder oder ungereimter er sich in szene setzt, desto offensichtlicher verkörpert er ein alleinstellungsmerkmal. Jonathan Meese zum beispiel versteht solches ausgezeichnet und das publikum findet es toll. es kann sich mit seinen zur schau gestellten regressionen leicht identifizieren oder sich selbstbewusst davon abgrenzen.
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die grenzen der kunst (2006)
es fällt immer schwerer, die kunst vom design oder der werbung abzugrenzen. seitdem sich ambivalent erweiterte begriffe für ästhetische prozesse etabliert haben, liegen kaum noch verbindliche wertmassstäbe vor. jedes objekt, jede formale erfindung und jede tätigkeit kann zu einem renzensionswürdigen kunstwerk werden. trotzdem gelten nach wie vor regeln bzw. qualitätsmerkmale, so dass es nicht jedes machwerk schafft, sich in sammlungen von museen zu etablieren und noch seltener, eine nachhaltige anerkennung zu finden.
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enter the hyperspace (2006)
ein vierdimensionaler würfel setzt einen raum voraus, der durch vier koordinatenachsen konstituiert wird. in solch einem raum kann man jedoch einen körper nicht mehr als eine reale gegebenheit antizipieren, sondern nur als ein mathematisches konstrukt akzeptieren, das gesetzt, erdacht und als ein reines gedankengebilde hervorgebracht wird.
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wenn computer denken (2005)
als Joseph Weizenbaum, der vehemente kritiker der künstlichen intelligenz, 1966 mit seinem ELIZA-programm den ersten funktionierenden gesprächsautomaten der öffentlichkeit vorstellte, war er verblüfft, wie schnell seine mitmenschen zu informationsverarbeitenden maschinen mutierten. das programm mit nur 200 zeilen code sollte eigentlich auf eine ironische weise demonstrieren, dass ein computer ohne semantisches sprachverständnis menschliche intelligenz nur trivial spiegeln kann.
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dienstleistung als zeitgeist (2005)
ohne exklusive visionen kann die kontemporäre kunst keine elitär abgehobene mehr sein. für die kuratorin Saskia Bos soll sie sich daher wieder als eine dienstleistung verstehen. für die 2. Berlin Biennale 2001 erteilte sie Ich-bezogenen ansätzen eine absage und lud dezidiert künstler ein, welche für das publikum dem zeitgeist entsprechend einen stilvollen service zu offerieren verstehen.
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das knappe gut aufmerksamkeit (2005)
wenn angebote die möglichkeiten der nachfrage übersteigen, wird der kampf um aufmerksamkeit massloser. es wächst der bedarf an erfolgreichen strategien, mit denen sich konkurrierende angebote zu überbieten versuchen. um eine stete steigerung bei der öffentlichen wahrnehmung zu erreichen, werden bei einem entsprechenden werbe-etat alle medialen, anthropologischen und sozialen potentiale auszureizt.
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manifest des digitalen hyperrealismus (2004)
mit der digitalisierung der kommunikation werden sprachen stärker an die potentiale der formalen logik gebunden. dadurch eröffnen sich freiräume für mediale experimente und es ergeben sich anpassungs- und beschleunigungszwänge. das menschliche denken wird herausgefordert und auch überfordert, wenn sich auf bildschirmen perpetuell neue anschauungsweisen und wahrnehmungsobjekte aufdrängen.
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der code ist alles, was struktur ist (2004)
der code ist alles, was für eine software der fall ist. ein code wird durch virtuelle strukturen bestimmt und nicht durch vorliegende implementierungen oder hardwarekomponenten. erst die varianz aller möglichen programmierungen legt fest, was strukturierbar ist.
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das ungenügen der kritik (2004)
im feuilleton werden kaum noch kritische kritiken abgedruckt. es sind hier vermehrt wohlwollende rezensionen zu finden, welche unverbindlich und inflationär highlights anpreisen. da redaktionen keine flops vorstellen und niemanden mit einem überfordernden anspruchsdenken vor den kopf stossen wollen, wird seltener kritisch rezensiert und auch weniger ausführlich über ausstellungen in galerien oder museen berichtet.
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die unterhaltung der langeweile (2003)
seit der erfindung des video-rekorders ärgert man sich nicht mehr über langweilige filme. man drückt einfach in der hoffnung auf eine dramaturgische wende den schnellen vorlauf. noch einfacher ist es beim fernsehen, wo sich mit der fernbedienung bei der vielfalt an vorliegenden sendern schnell ein wechsel in ein anderes szenario herbeizappen lässt. bei einer theater-aufführung oder einem konzert ist jene freiheit nur bedingt gegeben...
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das ende als anspruch (2003)
fast täglich kann irgendwo eine ausserordentliche vernissage und jeden monat eine exklusive blockbuster-ausstellung von den üblichen verdächtigen besucht werden. das aktuelle angebot im feuilleton-programm verspricht wichtiges in schier unübersehbarer vielfalt. wer trotzdem zuhause bleibt, hat aber nicht unbedingt das gefühl, wesentliche höhepunkte zu verpassen. es reicht aus zu wissen, dass eine umfangreiche kunstproduktion vorliegt, sie muss nicht immer besucht werden.
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dynamisches archivieren (2003)
mit der egalisierung des computers und seiner massenhaften vernetzung werden digitale bilder omnipräsenter. sie kursieren einmal gescannt oder von der kamera direkt eingespeist als eine riesige datenflut von bildschirm zu bildschirm, werden kopiert und manipuliert, aber selten noch durch einen drucker oder plotter in eine beständige form gebracht.
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das wuchern der systeme (2002)
man muss von etwas einfachem in der kunst ausgehen, von etwas elementarem. man muss so lange beginnen, bis das beginnen nicht mehr zu stoppen ist und eine komplexität immanent generiert. eine komplexität, mit der es keine endgültigen kompositionen gibt. bildet dabei ein steter fluss von relationen permanent dynamiken heraus, formieren sich bilder die nicht vorhersehbar sind und immer wieder zu umbrüchen, zu verwerfungen von proportionen führen...
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kunst am bau (2002)
die zahl von urbanen kunstwerken hat inzwischen in manchen städten unübersehbare dimensionen angenommen. in Hamburg sind es über 400 dokumentierte arbeiten und in Frankfurt am Main ungefähr 350. von ihnen sind schätzungsweise mindestens die hälfte der förderung von bund, ländern und gemeinden zu verdanken. wenn es so weitergeht, wird irgendwann kein öffentliches bauwerk und keine zwischenzone ohne ästhetische aufwertung bleiben.
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den fake faken (2002)
wo der mensch versucht, sich mit imaginationen eine wirklichkeit anschaulich zu erschliessen, bleibt er bei seinen betrachtungen auf eine komplementäre reflexion angewiesen. er ist ein bildfähiges wesen, das im gegensatz zu tieren nicht nur ähnlichkeitsbezüge herstellt, sondern auch zwischen abbild und realität unterscheiden kann. bereits in der griechischen antike sah man daher das potential der kunst nicht in der mimesis, sondern in einer bewusst durchdachten nachahmung...
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architektur als cyberspacing (2001)
die lebenswelt wird zu einem topografischen raum, seitdem nicht mehr die geografische distanz, sondern die erreichbarkeit das kriterium für eine urbane orientierung ist. wo sich entfernungen dank beschleunigter und preisgünstiger verkehrsmittel verkürzen, modifiziert sich die urbane situiertheit. das verständnis von urbanität an sich wird aber gravierender durch die neuen medientechnologien verändert. was man bisher räumlich und zeitlich als getrennt wahrgenommen hat, liegt nun simultan auf bildschirmen als ein neben- sowie durcheinander vor.
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der eigentliche raum (2001)
wenn architektur als freie kunst sich entwirft, darf sie vorgaben der repräsentation und spekulativen investments ignorieren. sie ist auf einmal in der lage, ansprüche umzudeuten und in einen visionären kontext zu stellen. oder sie wird sogar selbst zu einer utopie, wenn sie gänzlich auf eine reale umsetzung verzichtet. in den bewegten zeiten der 1960er jahre wollten die unter den namen Archigram firmierenden architekten und städteplanern dieserart eine radikale neugestaltung von urbanen strukturen ausloten.
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aller anfang ist medienkunst (2001)
mit dem inzwischen gängigen label Medienkunst hat sich ein gattungsbegriff eingebürgert, der keine genaue zuordnung ermöglicht. er abbreviiert eher als ein pleonasmus eine tautologie, die das immanente verhältnis von medium und kunst nur verdoppelt. einerseits kann jede kunstform selbst als ein medium angesehen werden, in dem ästhetische prozesse kommuniziert werden, und andererseits sind kunstwerke schon immer an mediale träger gebunden.
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originäre reproduktionen (2000)
einen echten Vasarely konnte man eine zeitlang in einem kaufhaus als druckgrafik erwerben. es waren editionen von zweifelhaftem wert, welche als massenproduktion und wahrscheinlich von fremder hand signiert angeboten wurden. eine stiftung, die ein eigenes museum und manch anderes forciert hatte, wollte damit hochfahrende ansprüche finanzieren. die diskussionen um die echtheit der verkauften werke liessen jedoch die umsätze auf dem kunstmarkt sinken...
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wie relativ ist kunst heute? (2000)
glauben Sie, dass Künstler mit ihren Arbeiten wirklich etwas zu sagen haben, allen nur etwas vormachen, sich in erster Linie eine Karriere aufbauen oder nur
verwirren wollen? und ist für Sie die Berühmtheit eines heute arbeitenden Künstlers
ein realer Indikator von Ausstrahlung, eine öffentliche Einbildung, eine Medienkonstruktion
oder eine Mode-Erscheinung?
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poetische maschinen (2000)
seitdem algorithmen bilder generieren können, stellt sich die frage, inwieweit auch ästhetische ansprüche mit digitalen operationen kompatibel sind. eigentlich steht die bildende kunst für das affektiv transzendente einer infiniten sinnlichkeit. ihre formalen strukturen basieren aber auch auf semiotischen relationen, da sich erst über solche referenzen kunstwerke anschaulich gestalten und verstehen lassen. dies gilt ebenso für digitale prozesse, wo daten mit strukturellen ordnungen für eine graphische darstellung modelliert werden.
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erhabene kalküle (1999)
seitdem algorithmen bilder generieren können, stellt sich die frage, inwieweit auch ästhetische ansprüche mit digitalen operationen kompatibel sind. eigentlich steht die bildende kunst für das affektiv transzendente einer infiniten sinnlichkeit. ihre formalen strukturen basieren aber auch auf semiotischen relationen, da sich erst über solche referenzen kunstwerke anschaulich gestalten und verstehen lassen.
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infinite entgleisungen (1999)
wo viel gewagt wird, um wieder vieles zu verwerfen, können innovationen bahnbrechend sein. in der kunstgeschichte gelang es häufig aussenseitern, mit einem elaborieren zu neuen ansätzen zu kommen. ihre experimente sind allerdings, wo sie wie beim pointilismus oder der minimalen konzeptkunst seh-gewohnheiten und konventionen unterlaufen, in ihrem umfeld auf wenig verständnis gestossen...
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die öffentlichkeit des raumes (1999)
eine stadt entwickelt sich durch und mit einem öffentlichen raum. topologische koordinaten sind dabei ein signifikantes element von gesellschaftlichen transformationen. sie verdeutlichen, wie sich heterogen wechselnde aneignungsweisen entfalten und verdichten. ansprüche des verkehrs, des handels, der kommunikation oder der sozialen repräsentation konkretisieren dabei mehr oder minder dicht verwobene netze...
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die kunst der instruktion (1998)
bilder lassen sich nicht exakt beschreiben, aber diskret analysieren und als syntax kilo- bzw. megabytes-weise beliebig oft duplizieren. dafür gibt es einfach zu bedienende geräte. man scannt oder fotografiert etwas, speichert es digital komprimiert ab und kann es jederzeit ausdrucken oder auf eine wand projizieren. es geht aber auch ohne vorlagen. mit einem grafiktablett werden motive skizziert, durch eine software im nachhinein transformiert...
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das unbegreifliche bedenken (1998)
kann kunst das unbegreifliche historischer abgründe in eine fassbare form bringen? wenn es um mahnmale geht, wird ihr solches vorbehaltlos abverlangt. fehlt es der politischen agenda an nachhaltig überzeugenden worten, sollen bildende künstler für das erinnern ein bedeutungsvolles gedenken stiften. dafür müssen ideologisch fixierte perspektiven auf die geschichte veranschaulich und für die zukunft manifestiert werden, die schlimmstenfalls normative auffassungen ästhetisieren.
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netart in situ (1998)
in einer zeit des sammelwahns landet die bildende kunst behände in einem museum. dieser ort ist nicht ihre eigentliche bestimmung, doch ein angestrebtes obdach, insofern er sogar für unpopulär experimentelles eine sichere aufbewahrung nebst öffentlicher sanktionierung garantiert. nur geht in einer institutionellen obhut das potential von eigenwilligen ansprüchen allmählich verloren, wenn sie am ende in bauten landen, die so nüchtern sind wie die von calvinistischen kirchen.
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das prosperieren der avantgarden (1997)
wo kunst als avantgarde auftritt, will sie eine selbstbewusst eigenwillige ermächtigung sein. ihr credo ist der anspruch einer umwälzenden innovation, die sich auf nichts anderes als die eigenen intentionen bezieht, also jede art von tradition und kanon als verbindliche massgabe ablehnen kann. ein solcher anspruch lässt sich am besten in gesellschaftlichen umbruchzeiten behaupten und damit muss es eine avantgardistische kunst schon immer gegeben haben.
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synästhesie und multimedia (1997)
kombiniert wird, was sich zusammensetzen und miteinander arrangieren lässt. bild trifft auf ton und animiert sich mit text permanent, um in medialen kanälen synästhetisch sinne anzusprechen. dies nennt man seit einiger zeit Multimedia und es hat sich dank apparativer machbarkeit als gängiger begriff durchgesetzt. ob im fernsehen, auf webseiten im internet, beim computerspiel oder der lernsoftware, das integrieren von multiplen medienformen erobert den alltag...
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Lingua Trium Insignium (1996)
ein LTI, ILT, LIT, ITL, TIL und TLI ergeben einen satz, der sich nur aus den buchstaben L, T und I zusammensetzt. einen satz, der mit drei zeichen permutativ operiert und sechs wort-kombinationen hervorbringt. syntaktische permutationen sind unheimliche angelegenheiten. sie werden nicht für öffentliche statements formuliert und auch nicht für den privaten hausgebrauch. sie sind perfekt, da sie kein schein trügt, und ernüchternd, sobald man das verfahren ihrer genese erfasst hat.
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das konkrete prinzip (1996)
die Konkrete Kunst hat das konkrete zu einem exklusiven stilmittel erklärt. abgeleitet, aber auch abgegrenzt wird es von der abstraktion, um eine essentiell mathematisch-geometrische bildproduktion zu entfalten. sie darf nicht von dem vorhandenen einer gegenständlichen wirklichkeit ausgehen und keine gleichnishafte bedeutung zulassen. ein rechteckiges muster hat deshalb auf malgründen nichts anderes zu sein als ein muster von rechtecken...
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die absence des werkes(1995)
im emphatischen sinne ist ein kunstwerk unantastbar. unerschütterlich steht es gerahmt oder gesockelt in einem museum und gleicht derart sanktioniert einer reliquie. es darf vielfältig interpretiert, aber nicht verändert oder grundsätzlich in frage gestellt werden. die kuratorisch abgesegnete kunst ist heilig, auch wenn für sie nicht wie in der literatur oder musik ein verbindlicher kanon vorliegt.
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die realität des virtuellen (1995)
in virtuellen räumen ist nichts unmöglich, hier ist alles möglichkeit und vieles anders, weil unvorstellbarer als in der habituell gelebten welt. das virtuelle verwirklicht die unbestimmte verknüpfung von optionen, welche als programmierbare operationen in sequentiell taktenden prozessoren vorliegen. doch im gegensatz zur Virtual-Reality-software (VR oder VRML im internet), die eine gängige sicht auf die umwelt nachahmt und als perfekte sinnestäuschung in ein künstliches medium bringt, besteht das virtuelle tatsächlich nur aus iterativ sich auffächernden daten.
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minimal als neue moral (1994)
es muss reduziert werden, was reduzierbar ist. so lässt sich vielleicht etwas essentiell neues finden oder zumindest eine fundamentale eigenheit behaupten, die sich von einer allzu expressiv gefühlsbetonten kunst distanziert. in den frühen 1960er jahren haben sich derart minimalistische ambitionen von einem Abstrakten Expressionismus und der Pop Art absetzen können, um mit dem streben nach formaler sachlichkeit wie schematischer klarheit neue akzente auszuloten.
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enge der imagination (1994)
auf rot folgt blau, auf blau grün und dann wieder rot und blau. denn es gilt, wo rot ist, kann nicht grün oder blau sein, und ebenso andersherum. wer ein bild betrachtet, hat sich an farben und ihren bezügen zu orientieren. er muss farbtöne als wesenheiten spezifizieren und in der gesamtheit als ein beziehungsgefüge von wechselnden kontrastierungen erfassen.
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anything goes art (1994)
wo unterschiedliche ansprüche aufeinandertreffen und die grenzen zwischen kitsch und hochkultur sich auflösen, passt vieles zusammen. ist nichts unpassendes auszuschliessen, wird mit dem schlagwort "anything goes" vieles divers miteinander kombiniert. solche arrangements firmieren, seitdem die kunst sich frei von traditionellen bindungen positioniert, als kritisch-ironischer pluralismus, modisch als ornamentale geste oder treten sogar als ende der moderne auf.
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